Wenn das Leben mehr Kraft kostet, als man zeigt.

Warum neurodivergente Menschen so oft erschöpft sind – und wie achtsame Selbstfürsorge einen neuen Weg öffnen kann.

 

Es gibt Erschöpfung, die sichtbar ist.
Und es gibt eine andere – eine stille, zermürbende Müdigkeit, die sich einschleicht, weil das Leben selbst zu viel Kraft kostet.

So war es bei mir.
Ich war leistungsfähig, organisiert, strukturiert – jahrelang im Projektmanagement, geschätzt für meine Struktur, Ruhe und Klarheit. Und gleichzeitig war da ein Dauergefühl von innerer Unter- und Überforderung, Reizbarkeit, nie wirklich zur Ruhe kommen.
Irgendwann musste ich mir eingestehen: ich funktionierte – aber ich lebte nicht mehr aus mir heraus.
Die Folge: eine Erschöpfungsdepression. Ein Burnout.
Und erst rückblickend wurde mir klar, was damals keiner benennen konnte: Ich bin neurodivergent. Und mein System hatte schlicht zu lange gegen seine eigene Natur gearbeitet.

 

Neurodivergenz – wenn das Gehirn anders tickt

 

Neurodivergenz (z. B. in Form einer stillen ADHS) bedeutet:
Das Gehirn verarbeitet Informationen anders – schneller, vernetzter, emotionaler.
Doch weil diese Vielfalt in unserer Gesellschaft oft nicht sichtbar ist, passen sich besonders Frauen früh an.
Sie werden zur „funktionierenden Version“ ihrer selbst: ruhig, pflichtbewusst, freundlich, leistungsfähig.
Sie maskieren ihre innere Unruhe, ihre Empfindsamkeit, ihre Gedankenflut.
Und genau das ist der Beginn einer Erschöpfung, die lange unsichtbar bleibt.

 

Warum das so viel Kraft kostet

 

Stell dir vor, du fährst auf der Autobahn mit 140 km/h – aber dein Auto zieht permanent leicht nach rechts.
Du musst ständig gegensteuern, damit du in der Spur bleibst.
So fühlt sich das Leben für viele neurodivergente Frauen an.

Hier ein paar Gründe, warum ihr Energiehaushalt so schnell leidet:

  • Ständiges Maskieren: Viele Frauen haben früh gelernt, sich anzupassen: still sein, funktionieren, gefallen, sich selbst zurücknehmen. Dieses ständige innere „Mitschwingen“ mit dem Außen kostet enorm viel Energie – vergleichbar mit einer Software, die im Hintergrund immer mitläuft und Ressourcen zieht

  • Reizoffenheit & Reizverarbeitung: Neurodivergente Menschen nehmen Sinneseindrücke oft intensiver wahr – Geräusche, Gerüche, Stimmungen, visuelle Reize.
    Das Gehirn verarbeitet all diese Eindrücke weniger gefiltert, was schnell zu Reizüberflutung und mentaler Erschöpfung führen kann

  • Nicht-lineare Energie: Bei vielen Betroffenen ist der Energiehaushalt nicht konstant, sondern schwankt stark. Es gibt Phasen des Hyperfokus, in denen sie „überperformen“, und dann tiefe Erschöpfung, in der nichts mehr geht. Dieses ständige Auf und Ab zwischen Hochleistung und Erschöpfungsabsturz bringt das System langfristig aus der Balance

  • Entscheidungs-Müdigkeit: Das Gehirn ist bei Neurodivergenz oft mit innerem „Multitasking“ beschäftigt: viele Gedanken, ständig neue Ideen, Impulse.
    Selbst einfache Entscheidungen („Was esse ich? Was ziehe ich an?“) können schnell zur Überforderung führen – ein Phänomen, das man Decision Fatigue nennt. Das zerrt enorm am Energiereservoir

  • Selbstregulations-Schwäche: Neurodivergenz ist im Kern eine Störung der Exekutivfunktionen – also der Fähigkeit, Handlungen zu planen, Prioritäten zu setzen, Energie sinnvoll einzuteilen. Denn: Aufgaben beginnen, priorisieren, beenden – das kostet mentale Kraft. Dadurch verbrauchen alltägliche Dinge mehr kognitive Energie als bei neurotypischen Menschen

  • Innere Spannung: Auch wenn vieles im Außen ruhig wirkt: im Inneren ist oft eine hohe Grundanspannung – durch Selbstzweifel, Selbstkritik, People-Pleasing, Perfektionismus, Unentschlossenheit oder das Gefühl, sich permanent kontrollieren zu müssen. Das wirkt wie eine Anspannung des Nervensystems, die kaum Pausen kennt

  • Hormonelle Schwankungen: Gerade bei Frauen in der Perimenopause sinkt der Östrogenspiegel, was sich direkt auf die Dopaminregulation im Gehirn auswirkt – und damit die Symptomatik verstärken kann.
    Viele Frauen berichten in dieser Zeit von massiver Energie-Einbrüchen, Reizbarkeit und innerer Instabilität

  • Nicht-nein-sagen-können: Aus Angst vor Ablehnung übernehmen viele Betroffene zu viel Veranwtortung – beruflich wie privat

 

Wenn es plötzlich nicht mehr geht

 

Was für andere „normal“ erscheint, bedeutet für neurodivergente Frauen oft eine tägliche Meisterleistung.
Und diese Dauerleistung in der Unsichtbarkeit kostet eben nicht nur Kraft, sondern auf Dauer: Lebensqualität.

Der Zusammenbruch kommt oft nicht plötzlich – sondern als letzter Akt eines leisen Dramas.
Viele Menschen, insbesondere Frauen, die zu mir finden, erzählen ähnliche Geschichten:
„Ich hielt mich immer für stark. Ich habe funktioniert. Ich war organisiert. Ich war für alle da. Und plötzlich… konnte ich nicht mehr.“

Die Erkenntnis: Sie waren stark – aber nicht verbunden.
Nicht mit sich. Nicht mit ihren Grenzen. Nicht mit ihrer wahren Natur.

 

Was jetzt hilft: Ein anderer Blick. Ein neuer Weg.

 

Es braucht einen neuen Umgang mit Erschöpfung – besonders für neurodivergente Menschen, besonders Frauen.

Keine Selbstoptimierung.
Keine Scham.
Keine Reparaturversuche (um wieder zu funktionieren).

Sondern Selbstmitgefühl. Psychoedukation. Achtsame Selbstfürsorge.

Ein Weg, der dem Nervensystem erlaubt, sein Fenster zu öffnen, um durchzuatmen.
Ein Weg, der die feine, kreative, zarte Natur ehrt.
Ein Weg, der statt „noch mehr leisten“ sagt: „weniger müssen – mehr sein.“

 

Was du tun kannst – erste Schritte aus der Erschöpfung

 

  • Verstehe dich selbst neu.
    Wissen über Neurodiverngenz, Hormone, Neurobiologie kann enorm entlasten.

  • Gestalte dein Leben so, dass es zu deiner Natur passt.
    Mit Rhythmen, Pausen, Natur, Struktur – in deinem Tempo.

  • Sag sanft „Nein“ – zu dem, was dich dauerhaft auszehrt.
    Du bist niemandem verpflichtet, dich selbst aufzugeben.

  • Suche Verbindung – nicht Anpassung.
    Verbundenheit heilt mehr als Funktionieren je kann.

 

Ich habe mich dafür entschieden, mein Leben nicht mehr gegen, sondern mit meinem Gehirn, meinem Herzen und meinem Rhythmus zu gestalten.
Und vielleicht ist genau das der Anfang eines neuen, kraftvollen Weges – auch für dich.

Denn: du bist nicht falsch.
Du bist nicht zu viel.
Du bist nicht kaputt.

Du bist ein Mensch mit einer besonderen Veranlagung –
und einer tieferen Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit.

 

Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, könnte dich auch mein achtsamer Selbsttest zur Selbsterkenntnis für sensible, kreative und neurodivergente Frauen berühren.
Er lädt dich ein, dich selbst liebevoller zu verstehen – jenseits von Schubladen oder Diagnosen.

Du findest ihn in meinem Blog unter dem Artikel: 
Bin ich einfach nur anders – oder steckt mehr dahinter?

 

Wenn du spürst, dass du dir auf deinem Weg eine feine, achtsame Begleitung wünschst:
In meinen Mentorings zur achtsamen Selbstfürsorge begleite ich Menschen wie dich – mit Klarheit, Mitgefühl und einem Raum, in dem du ganz du selbst sein darfst.

Von Herzen gerne bin ich an deiner Seite,
wenn du deinem eigenen Wesen näherkommen willst.

In deinem Rhythmus. In deiner Tiefe. In deiner Wahrheit.

Herzlichst

deine Anita

 

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