Meine Liebe, mein Lieber,
da sitze ich – gerade aus der Versenkung zurückgekehrt und lächele. Ich atme tief ein, seufze und muss einfach nur grinsen. 🙂
Damals, als ich mit dem Meditieren anfing, wusste ich noch nicht auf was genau ich mich da eigentlich einlasse. Ich bin lediglich einem spontanen Impuls und meiner natürlichen Neugier gefolgt. Denn tief in mir rief etwas: Psst, dieses Meditieren, das ist was für Dich. Das MUSST Du machen!
Das ist nun 10 Jahre her. Und seitdem ist so irre viel passiert. Es hat sich soviel gewandelt. Ich habe mich gewandelt. Dabei habe ich innerlich abwechselnd alle möglichen Täler durch- (aber auch einige Gipfel über-) schritten. Zwischendurch (wirklich) geglaubt, jetzt habe ich es begriffen. Mich großartig und wissend gefühlt. Überzeugt davon, ich wäre jetzt fertig und bräuchte keine weitere Meditation oder Lehrer mehr – um dann doch wieder zurückzukehren. Ich durfte lernen Erkenntnisse aufzugeben, um weiterzukommen auf dem Weg hin zu einer höheren Wahrheit, auf den mich mein Herz geschickt hat.
Inneres Tiefseetauchen
Irgendwie ging es mir bei der Meditation nie um Entspannung, bzw. Stressreduktion oder einen möglichst gechillten Lifestyle. Intuitiv habe ich immer gespürt: dieses Meditieren hat es in sich. Es ist so etwas wie innerliches Tiefseetauchen. Dabei die Gewissheit: dieser Trip wird solange ich hier auf Erden unterwegs bin auch nicht enden. Zu meinem großen Glück hatte ich eine wunderbare Meditationslehrerin (eine Bessere hätte ich mir nicht wünschen können / dieser Blogartikel ist ihr gewidmet) und in der ersten Zeit einen wundervollen Kreis, in dem wir einmal pro Woche gemeinsam praktizierten. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Es war das spirituelle Netz, dass ich zu dieser Zeit brauchte.
Jetzt wo ich es so schreibe: der Begriff Meditation trifft es nicht 100%ig. Das Meditieren selbst war nur der Beginn. Was folgte war ein intensives, inneres Reisen. Ein Erforschen der eigenen Natur – mit der kontinuierlichen Verpflichtung zur Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht. Mit Einsicht meine ich den Prozess der Läuterung. Nämlich zu erkennen, dass etwas in einem einfach gesagt nicht gut funktioniert, mit der gleichzeitigen Erlaubnis, dass es sich wandeln darf. Daraus folgte eine fortwährende Praxis, in der ich lernte mein Gewahrsam auf liebevoll und wohlwollend umzuprogrammieren. Das half mir mich innerlich immer mehr zu klären. Meine Wahrnehmung wurde dadurch immer feiner, wodurch ein tieferes Schauen und Verstehen erst möglich wurde.
Denn letztlich ging und geht es in meiner Achtsamkeitspraxis darum, die Ursachen für das eigene Unwohlsein zu erkennen, zu verstehen und zu transformieren. Die sensiblere Wahrnehmung war im Alltag allerdings nicht immer von Vorteil und führte zu inneren Konflikten, die gelöst werden wollten. Aber das ist eine Geschichte, die ich an anderen Stelle erzählen werde.
Geduld, Geduld und nochmals Geduld
Wir leben in einer Kultur, in der man leider nicht all zu viel Geduld hat. Wir lieben schnelle und einfache Lösungen. Wenn irgendetwas anfängt zu zwicken, sich doof anfühlt oder uns gar Angst macht, dann soll dieses Gefühl bitteschön schnell wieder verschwinden. Aber Dalli! Wenn das nicht geht, versuchen wir es zu ignorieren oder mit etwas zu verschütten. Wir lenken uns ab, laufen weg oder betäuben uns vielleicht sogar. Dabei könnten wir allerdings übersehen, dass dieses zwickende Etwas ein Teil von uns ist. Ein Teil, in dem ein gewisses Potential schlummert. Das Potential, sich zu etwas Schönerem und Größerem zu wandeln.
Wie sagte Thich Nhat-Hanh einst so schön: wir wissen, dass eine Kartoffel lecker aber roh ungenießbar ist. Gott sei Dank wissen wir auch, dass wir sie erst Kochen müssen, um sie genießen zu können (>frei zitiert<). Wie wäre es, wenn wir uns beim nächsten Anflug inneren Unwohlseins zunächst an die niedliche Analogie erinnern, anstatt es sofort entfernen zu wollen?
Heilung ist möglich
Der Spruch hat zwar einen langen, weißen Bart – aber, ich kann ihn so unterschreiben. Ja. Heilung ist möglich. Das habe ich erfahren und erfahre es weiterhin. Regelmäßig mit mir zu sitzen, alles wohlwollend wahrzunehmen und liebevoll zu umarmen, wie eine liebende Mutter, hat soviel in mir geheilt, weil gewandelt. Es hat mich gewandelt.
Dieser innere Raum, den ich in meiner Meditationspraxis erschaffe ist voller Leere. Paradox, diese Formulierung, ich weiß. Aber sie trifft es am besten. Erst in diesem leeren Raum ist Transformation möglich. Und: Heilung. Weil das Herz offen ist und sich mit allem verbunden fühlt. Das ist der Zustand, den ich HerzverbundenSein nenne.
Deshalb ist das Herz für mich zum Synonym für diesen heilenden, oder besser gesagt heiligen Raum geworden. Der Raum, in dem wir das selbst erschaffene Leid erkennen und wandeln können. In dem sich alle Gegensätze auflösen und eins werden. In dem wir unsere Natur erkennen, um sie würdigen und nach ihr leben zu können.
Ich wünsche mir von Herzen, dass auch Du diesen Raum in Dir findest.
Komm behütet durch den Tag,
Deine Anita
Ein so wundervoller Artikel, liebe Anita! Und er beschreibt genau DAS, was ich selbst durch das Meditieren immer wieder erfahre. Die innere Einkehr ist auch ein großer Bestandteil in meinem Leben geworden ❤️
1000 Dank für alles!
Deine Tanja
Liebe Tanja, ich danke DIR von Herzen sehr für Dein Sein und Deine Verbundenheit. Nur das Beste für Dich, Deine Anita