Mein/e Liebe/r,

Du musst Dich nicht unbedingt mit der indischen Heiltradition Ayurveda beschäftigen, um zu erkennen, dass die heißen Temperaturen des Sommers dafür sorgen, dass sich der Feuer-Anteil in Deinem Körper erhöht und ihn austrocknet. Das sagt Dir eigentlich schon Deine natürliche Körperintelligenz. Trotzdem lohnt es sich in diese spannende Gesundheitslehre einzutauchen. Denn in ihr finden wir eine Vielzahl hilfreicher Tipps, mit deren Hilfe wir uns zu einem ganzheitlich gesunden, langen Leben führen können.

Im Ayurveda nennen wir den Feuer-Anteil der Natur: Pitta. Sie ist eine der drei Wirkkräfte, den sog. Doshas. Das Dosha-Konzept beruht auf der 5-Elementen-Lehre. Somit setzt sich Pitta (primär) aus dem Element Feuer, aber auch ein wenig aus dem Element Wasser zusammen. Das Wirkprinzip von Pitta steht für Umwandlung, bzw. Transformation.

Doshas heißt übrigens „Verderber“ oder „das, was verderben kann, wenn es zu viel wird.“ Dauerhaft erhöhte Doshas sind nach ayurvedischer Vorstellung verantwortlich für die Entstehung von Krankheiten, weshalb man bestrebt ist, eine Erhöhung der Doshas zu vermeiden.

Im Ayurveda wird außerdem in Eigenschaften und Qualitäten gedacht; die Eigenschaften von Pitta liegen auf der Hand: heiß, aber auch scharf, bzw. schneidend und leicht flüssig. Damit zeigt sich einer der Grundsätze, der da lautet:

Gleiches vermehrt Gleiches

Ein erhöhter Pitta-Anteil kann sich auf körperlicher Ebene z.B. in entzündlichen Prozessen, Rötungen, Sodbrennen sowie Durchfall zeigen. Menschen, die von Natur aus mit einem höheren Feueranteil gesegnet sind, tendieren zu den o.a. Anzeichen. Wie lässt sich nun ein aggraviertes Pitta wieder senken?

Einerseits mit einer entsprechend ausgleichenden Ernährung. Aber das würde uns ja schon unser gesundes Bauchgefühl raten, oder? So wäre an heißen Sommertagen ein kochend-heißes, scharfes Süppchen nicht unbedingt unsere erste Wahl. Stattdessen würden wir intuitiv eine kühlende oder erfrischende Speise bevorzugen. Und genau daran mag uns der Ayurveda erinnern: das wir die natürliche Weisheit bereits in uns tragen.

Die gerade beschriebene Wahl einer kühlenden Speise entspricht einem weiteren Grundprinzip des Ayurveda, nämlich:

Gegenläufige Eigenschaften wirken ausgleichend

Soll heißen: Störungen der Doshas, also aggravierte / erhöhte Doshas werden mit entgegengesetzten Maßnahmen und Eigenschaften ausgeglichen.

Mit der steigenden Anzahl an heißen Sommertagen und Sonnenstunden steigt im Verlauf des Sommers nicht nur der Pitta-Anteil in unserem Körper an; die andauernde Hitze trocknet unseren Körper zusätzlich aus. Die Folge ist, dass Vata beginnt sich zu vermehren. Vata ist das zweite der drei Doshas und steht für das Bewegungsprinzip und hat zudem noch eine verstärkende Wirkung auf Pitta.

Aus ayurvedischer Sicht macht es somit Sinn im Sommer Lebensmittel mit gegenläufigen, d.h. süßen, kühlenden und befeuchtenden Qualitäten zu bevorzugen. Zudem ist darauf zu achten, dass die Speisen leichtverdaulich sind, da das Verdauungsfeuer, das sog. Agni auf verhältnismäßig kleiner Flamme brennt.

Unser Körper ist ein Cleverchen: indem er das Verdauungsfeuer runterfährt, sorgt er klugerweise so für einen natürlichen Temperaturausgleich. Irgendwie logisch, denn im Hochsommer würden wir auch nicht auf die Idee kommen, unsere Wohnung zu heizen.

Um das Sparflammen-Agni nicht noch zusätzlich durch eiskalte Speisen und Getränke zu belasten, empfiehlt der Ayurveda besonders im Sommer leichtverdauliche Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

 

Süß, befeuchtend und: leichtverdaubar

  • Bei der Wahl der Lebensmittel ist es, wie schon geschreiben ratsam tendenziell süße, ölige und befeuchtende Qualitäten zu bevorzugen. Auf dem Speiseplan dürfen nun vermehrt Reis in allen Varianten, Hülsenfrüchte, Hafer aber auch bittere Gemüsesorten wie Artischocken und Chicorée, natürlich auch Fenchel, Zucchini, Kartoffeln und süße Früchte, wie Trauben, Pfirsiche und Bananen stehen
  • Vorsicht ist bei sauren Früchten geboten: diese können das Pitta noch zusätzlich anfeuern. Mandeln, Kokos- und Erdnüsse und pitta-reduzierende Gewürze wie Koriander, Estragon, Fenchelsaat und Safran balancieren ein erhöhtes Pitta auf sanfte Weise aus
  • Ghee, Kokosöl, Raps- und Olivenöl sind die geeigneten Fette und Öle im Hochsommer. Übrigens ist Ghee (Butterreinfett) das Mittel der Wahl zur Senkung von Pitta. Außerdem wird Ghee eine agni-anregende Wirkung zugeschrieben
  • An den heißen Tagen helfen zudem kühlende Tees, die prima selbst zusammengemischt werden können, z.B. aus Fenchelsaat, Himbeer- und Rosenblätter und ein wenig Minze. Aber Vorsicht: Zuviel Pfefferminze sorgt dafür, dass der Körper austrocknet (alternativ Wasserminze verwenden)

 

Selbstfürsorge leichtgemacht

Hier noch ein paar Tipps zur Körperpflege und den Morgenroutinen:

  • In der Sommerzeit empfiehlt es sich den Kopf / die Haare mit kaltem Wasser zu waschen. Das stärkt die Haarwurzeln, wirkt Haarauswahl entgegen und so behält man (zumindest morgens) einen kühlen Kopf
  • Die Augen sind als Sinnesorgan der Wirkkraft Pitta zugeordnet. Morgens direkt nach dem Aufstehen mit kaltem Wasser vorsichtig auswaschen; dadurch kann überschüssiges Pitta ausgeleitet werden (erhöhtes Pitta ist auch an geröteten Augen erkennbar)
  • Übrigens gibt wunderbare ayurvedische Augentropfen, die dies noch zusätzlich unterstützen. Frage hierzu bitte deine Ayurveda-Ärztin / deinen Ayurveda-Arzt oder TherapeutIn deines Vertrauens
  • Kokosöl eignet sich aufgrund seiner kühlenden und beschwerenden Wirkung auch prima zur äußerlichen Anwendung. So kann es prima für eine morgendliche Ganzkörpermassage verwendet werden. Entweder vor dem Duschbad einmassieren oder nach dem Duschen tropfnass einölen. Eine schöne Alternative zu Kokosöl ist Mandelöl, welches über ähnliche Eigenschaften verfügt
  • Nach dem Duschbad kann die Haut zusätzlich noch mit einem Aloe-Vera-Gel verwöhnt werden, was die kühlende Wirkung zusätzlich verstärkt
  • Regelmäßige Ganzkörpermassagen sind insbesondere all jenen ans Herz gelegt, die im Sommer unter angeschwollenen Beinen (Einlagerungen von Gewebsflüssigkeit in den unteren Extremitäten) leiden, da sie regelmäßig angewandt Linderung verschaffen können. Hierzu sollte die Massage aktivierend, sprich mit festen Streichbewegungen zum Herzen hin ausgeführt werden, um den Lymphfluss anzuregen
  • In diesem Falle ist es außerdem ratsam, die Beine immer wieder hochzulegen und die Venenpumpe zu aktivieren, besonders abends. Das unterstützt den Körper beim Abtransport der angestauten Gewebsflüssigkeit

 

Bewegung, aber bitte sanft!

  • Bewegung ist auch im Sommer wichtig – aber bitte moderat! Also, darauf achten, dass die körperlichen Aktivitäten im zuträglichen Rahmen bleiben (bitte keinen Marathon zur Mittagszeit in der prallen Sonne). Stattdessen moderate, sanfte Bewegungen, wie z.B. stabilisierende und erdende Yoga-Asanas mit ausgleichenden / kühlenden Atemübungen (Keine hektischen und schnellen Yogaflows oder Bikhram Yoga). Sie helfen das Pitta zu besänftigen
  • Schwimmen oder Fahrradfahren am Morgen sind für alle Konstitutionen gleichermaßen empfehlenswerte Bewegungsformen
  • Besonders den Sonnenanbetern unter uns sei dringend ans Herz gelegt es zu vermeiden, sich zur Mittagszeit der prallen Sonne auszusetzen. Wer die Sonne genießen möchtest, dann eher morgens oder am späten Nachmittag – natürlich mit ausreichendem Sonnenschutz
  • Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte die Mittagszeit eher dazu nutzen, um einen Spaziergang in einem schattig-kühlen Park oder noch besser in der größten, natürlichen Klimaanlage, unseren Wäldern zu machen
  • Alternativ ein abendlicher Spaziergang am See oder eine entspannte Radtour in den Biergarten sind im Sommer genau das Richtige. Im Biergarten angekommen bitte besser ein alkoholfreies Weizen bestellen, anstatt eines Gläschens Wein. Der Alkohol und die Säure des Weins erhöhen Pitta, wogegen Bier aufgrund seiner süßen und beschwerenden Wirkung Pitta senkt

 

Zzzzzzzzzz

  • Wer Einschlafprobleme hat, kann sich mit einem abendlichen Fußbad mit lauwarmem oder kaltem Wasser und ein paar Tröpfchen Lavendelöl zu einem entspannteren Schlaf verhelfen. Wer kein Freund von Lavendel ist, kann auch andere Aromaöle mit kühlender Wirkung verwenden, wie z.B.Sandelholz, Rose, Lemongras oder Orange.

 

Ich hoffe, dass Dir die Tipps helfen, entspannt und kühlen Kopfes durch den heißen Sommer zu kommen. Du hast Fragen oder Ergänzungen. Dann schreibe mir gern.

Komm behütet durch den Tag,
Deine Anita

 

P.S.: Gern lese ich Dir den Artikel vor. Lehne Dich zurück und genieße. Von Herzen ganz viel Freude beim Lauschen.

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