Meine Lieben,

Nachdem meine letzten kontroversen Artikel zu den Themen Ayurveda, Astrologie, Detox, Alternativmedizin vs. Schulmedizin viel Zuspruch fanden, möchte ich mich heute – wie vielfach gewünscht – den „Nahrungsergänzungsmitteln“ widmen.

In der Arbeit mit meinen KlientInnen, insbesondere aber durch die TeilnehmerInnen der Kochseminare komme ich immer wieder mit dem Thema in Berührung.

Bevor wir ins Detail gehen, möchte ich mit der Klärung einiger Begrifflichkeiten starten, damit wir alle in einem Boot sind:

Nahrungsergänzungsmittel, sind dem Namen nach Mittel, die unsere Ernährung ergänzen wollen. Will heißen, wenn ein bestimmter Vitamin- oder Mineralstoffmangel mittels Bluttests nachgewiesen wurde, ist eine Supplementierung durchaus sinnvoll.

Grundsätzlich jedoch besteht kein Bedarf, da in unseren Regionen bei ausgewogener Ernährung kein Nährstoffmangel herrscht. Hiervon ausgenommen sind ältere / chronisch kranke Menschen, Schwangere / Stillende, Leistungssportler sowie Menschen, die sich streng vegan / vegetarisch ernähren. In diesen Fällen macht eine regelmäßige Überprüfung der wichtigsten Vitamin- und Mineralstoffe (Vitamin C, D, B12, Folat, Magnesium) durchaus Sinn; insbesondere, wenn unspezifischen Symptome auftreten, die auf ein Nährstoffmangel hindeuten.

Zusammengefasst lässt sich also sagen: für eine Supplementierung bedarf es zunächst einer Indikation – einschließlich detaillierter Anamnese mit Ernährungsprotokoll sowie eine körperliche Untersuchung, welche vor allem Haut, Schleimhäute, Mund, Augen und auch Nervenstörungen (Nervenreize, Geruchsempfinden etc.) berücksichtigen sollte. Danach folgen Laboruntersuchungen, zu denen je nach Nährstoff

Blut (Vollblut, Serum, Plasma), Urin oder eine Gewebeprobe benötigt wird, da je nach Mikronährstoff unterschiedliche Biomarker herangezogen werden müssen. Für einige Nährstoffe gibt es sogar mehrere Tests, die unterschiedlich gut in ihrer Aussagekraft sind.

Da hier in Deutschland kein grundsätzlicher Vitaminmangel herrscht, sind Rundum-Tests in der Regel wenig sinnvoll. Aber, wie gesagt: spezielle Untersuchungen bei älteren Menschen oder streng lebenden Veganern können durchaus sinnvoll sein.

Der Markt an Tests und Testlabore ist riesengroß – und das sollte nicht außer Acht gelassen werden – wird damit entsprechend gutes Geld verdient. Die Anbieter verstehen sich im geschickten Marketing und geben zahlreiche Gründe vor, weshalb ein solcher Test sinnvoll sei: generelle Gesundheitsfürsorge, bessere Magen-Darm-Gesundheit, Wechseljahresbeschwerden, Anti-Aging, Sportgerechtere Ernährung, Immunabwehr, „Detox“, angeblicher Nährstoffmangel trotz ausgewogener Gesundheit, Stress-/Entspannungs-/Einschlafhilfe, Gewichtsprobleme, usw.

Bevor mehrere Hundert Euro in etwaige private Tests investiert wird, ist es ratsam den behandelnde Hausarztpraxis miteinzubeziehen, da viele Werte auch im Rahmen der Zusatzleistungen abgefragt werden können.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass Überprüfungen von Auswertungen einiger im Internet erhältlichen SelbstTests (Haaranalysen) ergeben haben, dass es bei denselben Personen von Labor zu Labor zu unterschiedlichen Ergebnissen und deutlichen Schwankungen kam, weshalb von derartigen Tests tendenziell abzuraten ist.

Darüber hinaus gibt es neben diesem Testverfahren auch diverse Verfahren, die in Apotheken, Reformhäusern und Naturheilpraxen angeboten werden. Zum Beispiel, Bio-Resonanzverfahren, Kinesiologischer Muskeltest, Pendeln, Anti-Oxidantien-Scanner, usw. worauf häufig interessanterweise eine entsprechende Kaufempfehlung folgt. Bei diesen genannten Verfahren handelt es sich nicht um wissenschaftlich anerkannte Diagnoseverfahren. Experten halten diese für unseriös.

Wie gesagt, man darf nicht vergessen, dass sich mit bestimmten Buzzwords wie Abnehmen, Wechseljahre, Immunabwehr, Basenkur und Detox auch der eine oder andere Euro verdienen lässt. Hier hat sich mittlerweile ein durchaus lukrativer Markt entwickelt, der die derzeitige Situation ausnutzt, dass Nahrungsergänzungsmittel zwar relativ unkompliziert und schnell zugelassen werden, aber viel zu selten auf die Inhaltsstoffe hin kontrolliert werden! Die Zulassung für ein neues Produkt wird vom Bund erteilt, während die Kontrolle den einzelnen Ländern obliegt, sprich von dem jeweilig zuständigen Gesundheitsamt, wo der Hersteller der Nahrungsergänzungsmittel ansässig ist, da die Kontrolle der NEM unter die Kontrolle der Nahrungsmittelaufsicht fallen.

Zudem kommt erschwerend hinzu, dass es für die Dosierung der einzelnen Vitamine und Mikronährstoffe keine festgelegten Höchstwerte / Grenzen gibt. Weshalb es in manchen Fällen zu einer hohen, z.T. gesundheitsgefährdenden Dosierung, in anderen zu einer sehr geringen, somit wirkungslosen Dosierung kommen kann.

Übrigens kleiner Tipp am Rande: solltest du gerade Vitamin-Kombi-Produkt konsumieren, dann überprüfe die Kalorien- und Zuckerabgaben auf der Packung. Diese sind bei Nahrungsergänzungsmitteln ebenfalls nicht geregelt. Manchmal stellt man erstaunt fest, dass das Kombi-Präparate und Detox-Drinks einen hohen Anteil an Zucker beinhalten. Selbst schon bei einer Klientin gesehen: Vitamin-Mineralstoff-Komplex zur Unterstützung beim Abnehmen (!) für nicht ganz preiswerte 90,-€ im Monats-Sparabo mit der Hauptzutat Zucker.

In das Feld der Nahrungsergänzungsmittel fallen auch diverse (ayurvedische) Heilkräuter. Wie schon in einer der letzten Artikel geschrieben, rate ich von der Eigenmedikation mit pflanzlichen Heilmitteln ab, da es einerseits zu unerwarteten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann. Andererseits ist Vorsicht geboten bei den aus dem Ausland importierten Kräuterheilmitteln, da diese nicht zwingend geprüft sind und u.U. mit Schwermetallen belastet sein können!

Zusätzlich sollte man wissen, dass das indische Gesundheitsministerium ordentlich Geld investiert in das Marketing und die Verbreitung indischer Heilkräuter. Hier darf sich jeder selbst eine Meinung dazu bilden.

Abschließend noch mal der Hinweis, dass ein Bewerben von Produkten und Dienstleitungen mit gesundheitsbezogenen Aussagen verboten ist und abgemahnt werden kann. Die Produzenten der Nahrungsergänzungsmittel wissen das natürlich und halten sich auch größtenteils daran – und überlassen die Bewerbung ihrer Produkte meist den (Mikro)Influencern. Dann ließt man nicht selten von Abnehmerfolgen, inklusive plötzlicher Heilung diverser Beschwerden im Erfahrungsbericht. So richtig interessant wird es, wenn diese Produkte dann noch im Direktvertrieb / MLM an den Verbraucher gebracht werden.

Tatsächlich fällt es mir schwer ein neutrales, versöhnliches Fazit zu diesem Thema zu ziehen: Aus meiner Sicht und meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Augen auf beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln. Ziehe in Betracht, dass du diese Produkte nicht brauchst, wenn du gesund bist und dich ausgewogen ernährst. Sei achtsam und wisse, dass derartige Anbieter wissen, wie sie dir einen Mangel einreden, von dem du vorher gar nicht wusstest, dass du ihn hast. Und: unterm Strich lässt sich seeehr viel Geld mit Produkten machen, die nicht gut kontrolliert werden (können).

Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema? Lass gern hören.

Gibt es etwas, was du noch nicht wusstest, bzw. gibt es etwas, was noch unbeantwortet für dich ist?

 

Hab einen schönen und leichten Tag und pass gut auf dich auf.

Solltest du Fragen oder Anregungen haben, schreibe mit gern unter info@herzverbunden-sein.de.

Deine Anita ❤️

 

Quellen: medwatch.de, verbraucherzentrale.de, quarks.de

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