Mein/e Liebe/r,
dies ist der Blogartikel zu meiner aktuellen Podcastfolge zum Thema „Ayurvedische Lebensführung und heilsame Morgenroutinen“.
Bevor wir in das Thema eintauchen ist es gut zu wissen, das die ayurvedische Lebensführung neben der Ernährungslehre und den therapeutischen Maßnahmen eine der drei Säulen der Therapie darstellt. Also, noch mal zu Deinem besseren Verständnis:
- Säule I Ahara I Ernährung
- Säule I Vihara I Lebensführung & Ordnungstherapie
- Säule I Oushadi I Therapeutische Maßnahmen
Hinter den Letzteren verbergen sich u.a.
- Phytotherapie
- Ausleitungs- bzw. Reinigungskuren (Pancha Karma)
- (Öl-)Massagen
- Ölanwendungen
- Klang-, Farb-, Aroma-, Heilstein-Therapie
- Meditation und Yoga
Die therapeutischen Maßnahmen verzweigen sich in drei Bereiche, nämlich die rationelle, die psychische sowie die spirituelle Therapie. Der Übergang zwischen den einzelnen Teilbereichen ist fließend ist, d.h. die einzelnen Maßnahmen greifen wie Zahnrädchen ineinander. Als Beispiel: die Psychotherapie fußt auf der Buddhistischen Psychologie, bei der die spirituelle Arbeit einen großen Teil ausmacht. Anderes Beispiel: bei der Massagen verwendet man medizinierte Öle, die mit speziellen Kräuterabkochungen (Phytotherapie) versetzt werden.
Dieser Dreiklang ist übrigens auch in den drei Doshas, also den drei Wirkprinzipien des Ayurveda (Vata, Pitta & Kapha) und den drei Geistesqualitäten (Sattva, Rajas & Tamas) zu finden sowie in den 3 Säulen des Lebens: Hier taucht die Ernährung (Ahara) wieder auf, als erste Säule. Dann als zweite Säule der Schlaf und die Entspannung (Nidra). Und als dritte Säule Brahmacharya: der Achtsame Umgang mit unseren (wohlgemerkt begrenzten) Lebensenergien und unserer Sexualkraft, weshalb hinter diesem Begriff auch Empfehlungen zur Beziehungsführung, bzw. das Führen einer heilsamer Partnerschaft zu finden sind. Übersetzt heißt Brahmacharya übrigens Göttlicher Wandel oder Göttliches Benehmen.
Hier wird bereits erkennbar, dass hinter jedem dieser Begriffe ein eigener Kosmos, eine eigene Wissenschaft auftut, in die es durchaus lohnt einzutauchen. Der Ayurveda schenkt uns jede Menge wertvoller Empfehlungen und Weisheiten, die uns dabei unterstützen, ein gesundes, unserer Natur entsprechendes, glücklichen Leben zu führen.
Übrigens definiert der Ayurveda Gesundheit nicht als bloße Abwesenheit von Krankheit, sondern als ein Zustand, in dem wir in uns selbst ruhen. Gesundheit heißt im Sanskrit: Svastha. Der Begriff setzt sich aus den zwei Silben Sva und stha zusammen, wobei man Sva mit Selbst und stha mit verwurzelt sein, verweilen oder ruhen übersetzen kann. Zusammengesetzt heißt Svastha also soviel wie in sich selbst ruhen. Ein sehr schönes Bild und erstrebenswerter Zustand.
Was hat nun eine gesunde Lebensführung mit Routinen zu tun?
Nun, die Tages- und Jahreszeitlichen Routinen sind ein Teil der Präventiv-Medizin im Ayurveda – also der Selbstfürsorge. Sie werden SvasthaVritta genannt, wobei Svastha (wie schon gesagt) für in sich selbst ruhen, verwurzelt sein steht. Vritta ist eine Ableitung von der Wurzel Vrtt und heißt so viel wie Kreis oder sich drehen, fortschreiten und beschreibt eine wiederkehrende Handlung, einen Kreislauf, also eine Routine.
Sinn und Zweck dieser Routinen ist zu lernen sich regelmäßig mit seiner Körperweisheit zu verbinden, um krankmachende Gewohnheiten zu erkennen und diese nach und nach durch heilsame Routinen zu ersetzen. Je mehr wir in uns ruhen, desto besser fühlen bzw. hören wir, was Körper, Geist und Seele uns zu sagen haben. Was uns gut tut und was nicht. Was sich unser System von uns wünscht, damit es ihm gut geht. Hierbei geht es nicht darum, nach Antworten zu googlen. Stattdessen mehr in sich hinein zu spüren. Das echte Internet ist das Inner-Net, in uns.
Routinen sind als grüner Leitfaden für ein gesundes Leben gedacht und wirken wie Balsam und Gegengift zugleich auf den gestressten Organismus. In der Ordnungstherapie des Ayurveda sind Routinen übrigens DAS Mittel der Wahl zur Stressbewältigung. Denn sie wollen Dich dabei unterstützen möglichst oft in Deiner Mitte zu ruhen, in der Nabe Deines Lebens. Je mehr Stress und Bewegung in Deinem Leben (ayurvedisch gesprochen, je mehr Vata in Deinem Leben vorherrscht), desto mehr zieht es Dich aus Deiner Mitte heraus. Der Stress ist wie eine Fliehkraft, die Dich aus Deinem Zentrum hinaustreibt. Wenn Du dem nicht entgegenwirkst, fühlst Dich immer mehr fremdbestimmt und energielos. Wie durch den Wind, als wenn Du bald den Boden unter Deinen Füßen verlörest.
Ich selber kenne diesen Zustand nur zu gut. Auch in meinem Leben gab es Zeiten, in denen ich mir zu viel zugemutet habe und mir war mit einem Mal einfach alles zu viel. Für meinen Körper, meinen Geist und meinem Herzen. Gefühlt alles und jeder zerrte an mir und ich lies es zu, dass mir meine Lebensenergie abgezogen wurde. Bis zu dem Moment, wo mein Seele streikte und kurzerhand alles auf Notbetrieb schaltete. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich und mein Feuer in dieser Schutzblase wiederfand. Die Methoden des Ayurveda, die Ernährung- und Ordnungstherapie, sprich die heilsamen Routinen haben mir geholfen, dass ich wieder mehr Ruhe und Stabilität in mein Leben fühle und den Boden unter den Füßen wieder spüre.
Tatsächlich gibt es jede Menge Empfehlungen zu heilsamem Routinen und Ritualen, weshalb ich heute nur deren Essenz, bzw. eine beispielhafte Routinen vorstelle.
Was also kannst Du tun, um gut für Dich zu sorgen und Dich täglich in besseren Kontakt mit Dir und Deinem Herzen zu bringen?
- Achte auf feste Schlaf- und Essenszeiten sowie ein Leben im Einklang mit den Bio-Rhythmen
- Im Ayurveda gibt es eine simple Regel zur Work-Life-Balance, die 8-8-8. Soll heißen: 8 Stunden Schlaf – 8 Stunden Arbeit und 8 Stunden Zeit mit Dir und Deinen Liebsten
- Schaffe Dir kleine Inseln der Achtsamkeit. Entweder mehrere über den Tag verteilte bewusste Pausen oder zumindest eine Morgenroutine. Sie verhilft uns auf Dauer zu mehr Ruhe und Stabilität und lässt uns morgens positiv und dankbar auf den Tag schauen
Und wie kann eine solche Routine aussehen? Was gibt es dabei zu beachten?
Stehe früh auf – um Deinen Geist ruhig und stabil auf den Tag auszurichten.
Svastavritta empfiehlt „48 Minuten vor Sonnenaufgang“ zur sogenannten Brahma mahurta, der Seelenstunde aufzuwachen und vor 6 Uhr aufzustehen. Idealerweise wirst Du nach 7,5 bis 8 Stunden erholsamen Schlaf von selber wach. Die subtile, sattvische, frische Energie des frühen Morgens hilft Dir klarer und fokussierter in den Tag zu starten
Bevor Du morgens aus Deinem Bettchen springst:
- bleibe noch ein Weilchen bei Dir zentriere Dich
- setze Dich hierzu auf, am besten in einem lockeren Schneidersitz und lasse Deine Äuglein noch ein Weilchen geschlossen
- verbinde Dich zunächst ganz bewusst mit dem Vergänglichen. Mit dem Tod: er ist unser bester Lehrer. Ohne Tod kann nichts Neues geboren werden. Der gestrige Tag ist Geschichte. Sei dankbar, dass Du diesen neuen Tag geschenkt bekommen hast: er ist voller neuer, spannender Möglichkeiten!
- schenke anschließend Deinem Herzen ein paar Momente der bewussten Aufmerksamkeit
- lege Deine Hände übereinander auf Dein Herzchen und schenke ihm ein sanftes Lächeln 🙂
- atme sanft und tief durch die Nase ein – und wieder aus. Vielleicht gibst Du Deinem Atmen sogar ganz intuitiv Farben, z.B. dem Einatem ein weißgolden-glitzerndes Licht und Deinem Ausatem eine dunkellila Färbung
- bedanke Dich bei Deinem Herzchen, dass es so unermüdlich und treu für Dich schlägt – im Laufe Deines Lebens insgesamt sogar um die 3 Milliarden mal
- setze eine positive Intention für diesen neuen Tag; stelle Dir bildlich vor und erspüre, wie wundervoll dieser Tag werden kann – wenn Du es Dir erlaubst!
- bedanke Dich noch mal für den neuen Tag, der Dir heute geschenkt wurde und vertraue darauf, dass sich alles stets zu Deinem Besten entwickelt
- verpflichte Dich Deinem Herzen und versichere ihm, dass Du jederzeit und allerorts gut darauf aufpasst – sowohl auf körperlicher als auch auf energetischer Ebene
- falte Deine Hände wie zum Gebet vor Deiner Brust, senke Deinen Kopf zum Herzen und verneige Dich vor ihm und seiner unschätzbaren Kraft
- fühle die Kraft und Wärme Deines Herzens und wie sie aus Dir heraus in die Welt fließt
- stehe erst dann mit Bedacht auf und kontakte Dich im Laufe des Tages immer wieder mit Deinem Herzen
Mache Dein Bett, sprich: räume Deinen Schlafplatz auf
- Bedenke: s ruhig und strukturiert, wie Du in den Tag kommst, so organisierst ist Dein Leben
- Kommst Du morgens schlecht aus dem Bett und drückst mehrmals die Snooze-Taste Deines Weckers? Wird es dadurch dann hektisch am morgen? Dann kann es sein, dass Du viele Dinge in Deinem Leben vor Dir herschiebst und alles auf den aller letzten Drücker erledigst
- Checkst Du morgens als allererstes mit halbgeöffneten Augen im Bett Dein Handy auf Nachrichten? Dann lässt Du Dich vielleicht auch sonst im Leben schnell ablenken und von Dir wegziehen
- Ich mag Dich an dieser Stelle von Herzen dazu einladen, Deine morgendlichen Gewohnheiten zu beobachten und wie sie sich in Deinem Leben widerspiegeln
Reinige Dich
In den Tagesroutinen sind zahlreiche Reinigungstechniken beschriebenen, die unseren Körper und Geist von den Überresten der Umbauprozesse befreien, welche in der Nacht stattfindenden. Alle vorzustellen, würde hier den Rahmen sprengen. Ein Paar jedoch möchte ich Dir aber trotzdem vorstellen:
- Zungenschaben und Ölziehen: Hierzu verwendest Du einen speziellen Zungenschaber oder einfach einen Teelöffel, mit dessen Kante Du den morgendlichen Belag auf Deiner Zunge herunterschabst. Danach wie gewohnt Zähneputzen. Anschließend 1 EL Sesam- oder Kokosöl mindestens 2 Minuten in Deinen Mundraum hin und herbewegen-, bzw. -spülen. Die Reste in ein Küchenkrepp spucken und im Hausmüll entsorgen
- Wassertrinken: Trinke morgens einen guten halben Liter warmes Wasser mit einem Spritzer Zitrone. Das regt die Peristaltik an und hilft Dir, dass Du morgens aufs Klöchen kannst. Merke: every day input – every output!
- Nase reinigen: entweder mit einem speziellen Nasen-Öl (Anu Thailam) oder einer Nasenspülung mit Kochsalzlösung und Neti-Kännchen oder Nasendusche (in der Apotheke erhältlich)
- Massieren: zumindest Deine Kopfhaut (Trockenmassage mit den Fingerkuppen) – am besten täglich. Noch besser: täglich Deinen ganzen Körper massieren; mit Öl (das wirkt besänftigend) oder einer Massagebürste (wirkt anregend)
Sammle Dich
Atme, Meditiere, Kontempliere. Bete mit einer Mala oder chante ein paar Mantras. Lese Texte von Weisheitslehrern. Trinke ganz achtsam eine Tasse Tee. Bleibe sitzen oder mache eine Gehmediation. Fühle Dich ganz frei hier Deine eigene Routine zu entwickeln. Vielleicht magst Du Dir auch Deinen eigenen Kraftplatz einrichten, der Dich täglich daran erinnert und dazu einlädt, Dich mit Dir selbst zu verbinden.
Bewege Dich
Suche Dir die Bewegungsart, die Dich wach macht und Dir Freude bereitet. Tanze, springe, dehne Dich. Mache ein paar Sonnengrüße oder andere Körperübungen aus dem Yoga oder Deinem Gymnastikkurs. Was auch immer Dir hilft Dich morgens zu mobilisieren und Deinen Kreislauf anzuregen, ist richtig
Kultiviere bewusstes Geben
Verschenke Dich. Tue etwas Gutes. Gebe etwas von Dir an Andere ab. Diene aus dem Herzen. Spende jeden morgen einen kleinen Betrag – oder einen Beitrag von Dir. Räume z.B. im Büro ungefragt die Spülmaschine ein oder aus, auch wenn es nicht zu Deiner Aufgaben gehören sollte. Zaubere Deinen Kollegen einen leckeren Kaffee. Fege im Winter den Hauseingang für Deinen lieben, älteren Nachbarn frei oder kaufe für ihn ein. Schenke einer Menschen, der es braucht Dein Kleingeld. Du selbst weißt, was in Deinem Rahmen möglich ist.
Geben ist seliger denn Nehmen.
Übrigens:
Routinen sollten niemals unachtsam abgespult werden, sondern stets gewissenhaft im guten Kontakt mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen praktiziert werden.
Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Freude und Inspiration – und wenn Du Fragen hast, nehme gern Kontakt mit mir auf.
Komm behütet durch den Tag,
Deine Anita
P.S.: Dieses Zitat hängt an meinem Altar und erinnert mich jeden Morgen daran, dass jeder Tag ein neues Leben ist.
Each morning we are born again. What we do today matters most.