Meine Lieben,

in der Arbeit mit meinen KlientInnen komme ich immer wieder mit dem Thema Detox in Berührung. Nicht selten stellen sich meine KlientInnen mit dem Wunsch vor, „detoxen“ zu wollen. Vorab sei erklärt, dass ich keine Freundin dieses Begriffs bin. Unabhängig davon, dass ein Bewerben von Produkten und Dienstleitungen mit dem Begriff Detox verboten ist und aufgrund unzulässiger gesundheitsbezogener Aussagen abgemahnt werden kann, ist er irreleitend. Der Begriff Detox steht für Detoxifikation und meint die Verstoffwechselung und ggf. Ausleitung giftiger Substanzen. Damit impliziert Detox eine Vergiftung.
 
Sollte bei einem Menschen tatsächlich eine Vergiftung vorliegen, dann hat dieser ein ernsthaftes Problem und ist ein Fall für den Arzt, bzw. für die klinische Versorgung und nicht für eine/n GesundheitsberaterIn oder HeilpraktikerIn. Im Normalfall, also im gesunden Zustand arbeiten unsere Hauptentgiftungsorgane, Leber und Nieren einwandfrei. Auch die erweiterten Entgiftungsorgane Lunge, Haut und Darm arbeiten i.d.R. in ihrer Funktion als Entgiftungsorgane ganz hervorragend.
 
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
 

Insofern lautet mein Impuls: nicht alles blindlinks glauben, was man so liest, zum Thema Detox. Also achtsam sein mit dem, welchen Input man dazu konsumiert. Denn je häufiger wir etwas lesen, am besten noch von jemandem, dem wir mehr oder weniger blind vertrauen, desto eher sind wir geneigt es zu glauben. Stichwort: von außen erzeugte / eingeredete Bedürfnisse, Mängel vor allem Nährstoffmängel, Intoxikationen und andere Erkrankungen.

Kleine Anekdote am Rande aus meiner HP-Ausbildung: dort wird übrigens fast ausschließlich die westliche, akademische Medizin gelehrt. Bei der Beschäftigung mit den multiplen Krankheitsbildern hatte ich alle Symptome, je nach dem welche bösartige Erkrankung wir gerade durchgenommen haben.

Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass sich mit dem Begriff Detox auch der eine oder andere Euro verdienen lässt. Hier hat sich ein durchaus lukrativer Markt entwickelt, der nebenbei bemerkt die derzeitige Situation nutzt, dass Nahrungsergänzungsmittel zwar schnell zugelassen werden, aber viel zu selten auf die Inhaltsstoffe hin kontrolliert werden. Es ist relativ einfach, die Zulassung für ein neues Produkt zu erhalten. Diese wird vom Bund erteilt, während die Kontrolle den einzelnen Ländern obliegt.

Kleiner Tipp am Rande: solltest du gerade Detox-Produkt konsumieren, dann überprüfe die Kalorien- und Zuckerabgaben auf der Packung. Diese sind bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht vorgeschrieben. Manchmal stellt man erstaunt fest, dass das Kombi-Präparate und Detox-Drinks einen hohen Anteil an Zucker beinhalten. (Selber schon bei einer Klientin gesehen: Vitamin-Mineralstoff-Komplex für nicht preiswerte 75,-€ im Monats-Sparabo mit der Hauptzutat Zucker).

Vorsicht bei Eigenmedikation

Wie schon im letzten Artikel geschrieben, rate ich von der Eigenmedikation mit pflanzlichen Heilmitteln ab, da es einerseits zu unerwarteten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann. Andererseits ist Vorsicht geboten bei aus dem Ausland importierten Kräuterheilmitteln, da diese nicht zwingend geprüft sind und u.U. mit Schwermetallen belastet sein können.

Die Palette an Detox-Produkten ist vielfältig: (chinesische und ayurvedische) Heilkräuter und Pflanzenextrakte, Aloe Vera, Chlorella, Spirulina, Weizengras, Kurkuma, Flohsamen, Heilerde, Zeolith, Kalzium, Tees aus verschiedenen Pflanzen, wie Mate, Brennnessel, Mariendistel, Artischocke, Löwenzahn Kümmel, Anis, Fenchel sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, Magnesium usw usf.

Sie kommen in den unterschiedlichsten Darreichungsformen, wie Pulver, Kapseln, Tees, Drinks, Säfte, Smoothies und versprechen häufig noch weitere gesundheitliche Vorteile, wie eine Immunstärkung oder Gewichtsreduktion.

Unter Umständen verliert man bei der Einnahme einigen Produkte mit entwässernd wirkenden Zutaten tatsächlich ein wenig an Gewicht, allerdings nur in Form von Wasser. Das allerdings kann auch dazu führen, dass sich die Ausscheidung wichtiger Vitamine und Mineralstoffe erhöht, was wiederum zu Störungen des Elektrolyt-Haushalts führen kann.

Vorbeugen ist besser als behandeln

Grundsätzlich gilt, Vorbeugen ist besser als „behandeln“. Will heißen, anstatt sich von vermeintlichen Giften und Schlacken zu detoxen und entsprechende Produkte zu konsumieren, lieber potenziell schädliche Substanzen zu minimieren. Das passt zum Grundsatz im Ayurveda: das Problem an den Wurzeln bekämpfen, sodass eine Störung gar nicht erst entstehen kann.

Ideen für eine bewusstere Ernährung / ein achtsamerer Lifestyle sind:

  • viel Obst und Gemüse,
  • Noxen vermeiden (Alkohol & Nikotin)
  • saisonale & regionale Bio-Produkte verwenden (Pestizide)
  • Gemüse ordentlich waschen, äußere Blatter und Strunk entfernen
  • Reis und Linsen ordentlich waschen (Arsen)
  • wenig Fleisch
  • wenig Hochsee-Fisch & Meeresfrüchte (Schwermetalle)
  • wenig Pilze essen (Schadstoffe, Radioaktivität)
  • nicht zu heiß braten (Acrylamid)
  • viel sauberes Wasser trinken
  • Bewegung an der frischen Luft
  • Atemübungen und
  • Ganzkörpermassagen.

Apropos Schlacken

Nach ayurvedischem Verständnis und der darin verankerten Definition von Gesundheit entstehen Schlacken und Gifte in dem Augenblick, wo der menschliche Körper etwas nicht vollständig verstoffwechselt hat – sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler und emotionaler Ebene. Deshalb steht das Stoffwechselprinzip Agni auch im Zentrum der indischen Heiltradition.

Einfach gesprochen ist der Mensch nach Ayurveda gesund, wenn er das vom Kosmos aufnimmt, was er braucht und das wieder abgibt, was er nicht benötigt. Hier herrscht also ein gesundes Gleichgewicht. Enthält die aufgenommene Nahrung nicht alles, was die jeweilige Konstitution benötigt, können Körper und Geist nicht optimal arbeiten.

Werden die zugeführten Stoffe nicht vollständig verstoffwechselt, dann werden die Stoffwechselzwischenprodukte (das sog. Ama) dort „zwischengelagert“, wo sie erstmal möglichst wenig Schaden anrichten können. Das folgt so ein bisschen der Idee einer Sondermülldeponie. So werden nach ayurvedischer Vorstellung fettlösliche „Gifte“ im Fettgewebe gelagert, Wasserlösliche im Bindegewebe, Kristallisationen in Gelenken und Organen sowie als Tumore.

Wirkung wissenschaftlich nicht belegt

Allerdings sind derartige Annahmen und Aussagen zum Thema Schlacken und Entgiftung wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Ansammlung von eventuellen Schlacken und Giften infolge von Stoffwechselzwischenprodukten – worauf Detox-Produkte i.d.R. abzielen – sind in einem gesunden Körper faktisch nicht nachweisbar. Zudem konnte die Wirkung von Detoxprodukten durch seriöse und methodisch-korrekte Studien bislang nicht belegt werden.

Das bringt mich zu dem Fazit, dass wenn wir bewusster darauf achten, nur das zu uns zu nehmen, was das Wohlbefinden unseres Körpers fördert, bzw. unserer geistigen Gesundheit dient, es schlichtweg nichts gibt, von dem wir uns wieder befreien und „detoxen“ müssen.

Natürlich macht es durchaus Sinn, unseren Körper bei der Reinigung zu unterstützen und sich gelegentlich im bewussten Verzicht zu üben. Z.B. gemäß dem Grundgedanken des Fastens Körper, Geist und Seele eine Zeit lang zu entlasten. Entlasten oder fasten heißt sich in Zurückhaltung üben. Durch den bewussten Verzicht eine natürliche Balance wiederherstellen.

Achtsamer Konsum & bewusster Verzicht

So wie wir ein- und wieder ausatmen gibt es Zeiten, in denen wir festen und Zeiten, in denen wir fasten. Und je weniger wir uns in den jeweiligen Extremen bewegen, desto weniger Stress haben wir auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene. Liebevolle Achtsamkeit kann uns dabei unterstützen, weise und für uns gesunde Entscheidungen zu treffen

Entschließt man sich aber für einen achtsameren Konsum, dann verschwindet auch das Gefühl, dich ständig detoxen zu müssen. Das gilt nicht nur für das, was wir essen und trinken, also die physische Nahrung, sondern auch für die geistige Nahrung sprich unserem Medienkonsum.

Denn auch Bücher, Filme, Videos, Podcasts, Gespräche und Beziehungen können auch dazu beitragen, dass wir vergiftet fühlen. Und vielleicht ist das der Hauptgrund, weshalb wir so auf das Thema Detox anspringen. Was meinst du?

 

Gibt es etwas, was du noch nicht wusstest, bzw. gibt es etwas, was noch unbeantwortet für dich ist?

Solltest du Fragen oder Anregungen haben, schreibe mit gern unter info@herzverbunden-sein.de.

 

Hab einen schönen und leichten Tag und pass gut auf dich und dein Herz auf.

Deine Anita 🙏🏻❤️

 

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